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24.05.2005

 

Wie Team Deutschland wieder Weltmeister wird

 

Starke Worte sind immer in Gefahr, in starken Tobak umzuschlagen. Jedenfalls klapperten die neoliberalen Gebetsmühlen wieder kräftig, als Professor Wolfgang Franz vor der IHK Pfalz sein ökonomisches Credo zur Kenntnis gab. Man fühlt sich zu einer Reihe von Fragen veranlasst:

 

Was unterscheidet die erkennbar gewordene Rhetorik eigentlich noch von der einstiger kommunistischer Kaderversammlungen mit ihrer rituellen Beschwörung des sozialistischen  Endsieges  -  gegen alle Fakten und allen gesunden Menschenverstand?

 

Wie eigentlich soll eine noch weiter gehende Schwächung der Nachfrageseite den Aufstieg aus der inländischen „Kreisklasse“ in die „erste Liga“ möglich machen? Wird nicht schon seit 15 Jahren Lohnverzicht geübt? Werden nicht schon lange soziale und ökologische Standards mit Hilfe der Politik abgeräumt? Müssen wir erst wieder Kinderarbeit einführen?

 

Der Ausbau der B 10 und die Bienwaldautobahn sollen es richten. Haben denn nicht 9 Mediationsrunden  zur B 10 gezeigt, dass ökonomische Erfolge durch dieses 600-Millionenprojekt nicht belegbar sind? Haben nicht Tausende von Autobahnkilometern in den Neuen Bundesländern dasselbe Ergebnis in der Praxis gezeitigt?

 

Wir sollen dem flink und mobil gewordenen Finanzkapital immer weitere Opfer bringen  -  so wie einst die Athener dem schrecklichen Minotaurus Jahr für Jahr ihre Kinder zum Fraß vorwerfen mussten. Hat denn noch niemand in einer umfassenden Kosten-Nutzen-Analyse ausgerechnet, was eine vorprogrammierte Klassengesellschaft bedeutet? Was uns Verarmung, Verschuldung, Verwahrlosung, Verblödung und Kriminalisierung immer größerer Bevölkerungsanteile kosten werden?

 

Dem großen Kapital soll alles recht gemacht werden. Wer aber denkt an unsere gebeutelten Mittelständler: an den Einzelhandel, den Handwerker, den Landwirt?

 

Wie steht es eigentlich mit der ganz persönlichen Opferbereitschaft derer, die diese in konzertierter Aktion überall predigen? Sind unsere Manager, manchmal Mittelmaß im Nadelstreif, bereit, sich ihre Einkünfte erfolgsabhängig von ihren Arbeitgebern  -  wie alle andern auch  -  genehmigen und bemessen zu lassen? Sind unsere Politiker bereit, über ihre Privilegien, die sie so neben ihren Diäten haben, mit sich reden zu lassen? Oder handelt jeder vom Professor bis zum Industriekapitän nach dem bekannten Motto „Sie predigen öffentlich Wasser und trinken heimlich Wein“?

 

Ginge nicht eine Welle der Opferbereitschaft  -  statt eines wachsenden Zynismus  -  durchs Land, wenn man  -  wenigstens symbolisch  -  selbst ein wenig opfern würde? Würden dann die Gebetsmühlen nicht weniger hohl klingen? Wäre das vielleicht ein „Ruck“, der sich lohnt?

 

Und ist es wirklich eine „Neiddebatte“, wenn einige auf solch nahe liegende Wirkungszusammenhänge aufmerksam machen wollen?

 

Aber: Ob solcher Fragen wird man wohl nur die Auskunft erhalten, man verfüge nicht über die tieferen Geheimnisse der ökonomischen Wissenschaften. Der herrschende Voodoo-Zauber der ökonomischen Wanderprediger ist eben höher denn alle Vernunft der normal Denkenden“.

Quelle: Ulrich Mohr


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